Mittwoch, 18. Mai 2016

Abschottung hautnah



Auch heute versuchten wir wieder ein Blick in das Camp Moria zu werfen. Wir setzten uns an eine Imbissbude vorm Eingang, tranken eine Cola und beobachteten das ganze Geschehen und warteten auf eine Gelegenheit. Alleine waren wir nie - auch die Leute, die das Camp offiziell verlassen dürfen, haben wirklich Redebedarf. Man hört die unterschiedlichsten Geschichten und Hintergründe - eine schlimmer und tragischer als die andere.



Ein Satz, der jedoch immer wieder fällt: "Moria Camp is like a prison".
Ein junger Mann bat uns um Hilfe - sein Handy hatte Probleme mit dem Internet. Wir setzten uns mit ihm hin und versuchten alles zum Laufen zu bringen.
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Dies blieb wohl nicht unbemerkt und ein Soldat setzte sich zu uns an den Tisch. Er erkundigte sich nach unserer Herkunft und wollte wissen, womit wir uns denn da grad beschäftigten. Später erklärten uns Bewohner des Camps, dass Polizei und Armee beständig zu verhindern suchen, dass Viedeos und Fotos aus dem Inneren des Camps an Dritte gelangen (vor allem wohl nicht an Journalisten etc.)






Außerdem lernten wir heute eine junge Frau kennen, die sich bereits seit 8 Monaten rund um die Uhr für die Geflüchteten auf Lesbos engagiert. Sie startete zunächst als unabhängige Freiwillige, schloss sich aber dann, als allen Unabhängigen der Zutritt in Moria verweigert wurde, einer Organisation an.






Im Wesentlichen scheint sie aber weiterhin ihr "eigenes Ding" durchzuziehen. Sie mietete Lagerräume in der Nähe Morias an und zusammen mit wenigen anderen Freiwilligen ist sie Tag und Nacht im Einsatz, um jegliche Dinge, die gerade im Camp benötigt werden, zu besorgen und bereitzustellen.






Ein weiteres ihrer Anliegen ist momentan, dass wenigstens ein paar wenige Sitzgelegenheiten, Schattenplätze und Spielgeräte im Camp aufgestellt werden können.

Was in Hinblick auf Behörden, Polizei und Armee eigentlich unmöglich ist, scheint ihr mit ihrem Netzwerk und Fingerspitzengefühl zu gelingen. Daniel und ich besuchten ihre Lagerräume und unterhielten uns lange mit einem jungen Mann aus Deutschland, der momentan Tag ein Tag aus mit der Sortierung und Bereitstellung der gesammelten Klamotten beschäftigt ist.



Trotz des beträchtlichen Bestandes, fehlt es (um nur einige Beispiele zu nennen) an Unterwäsche, Sonnenmilch, Kopfbedeckungen und Spielmaterial für Kinder usw.




Für uns stand relativ schnell fest, dass wir die Spendengelder, die wir bisher noch nicht in und um Idomeni ausgegeben hatten, gerne der Feli und ihrem Team zur Verfügung stellen möchten. Sie freuten sich riesig und versprachen uns bald von den angeschafften Dingen Fotos zu schicken!



Hier ein paar selbst gebaute Bänke.
Bisher dienten meist Paletten als Basis für eine Tischtennisplatte, Bänke etc. 



Schließlich gaben sie uns noch den Tip, dass es durch einen Olivenbaumwald eventuell einen mehr oder weniger offiziellen Weg geben könnte, doch noch einen Blick in das Innere des Camps zu werfen ;-).








Wir sollten uns doch zuvor lange Klamotten anziehen, um uns gegen Stacheldraht zu wappnen.


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